Digital statt Gips – Hochschule Kaiserslautern präsentiert innovatives 3D-Bildgebungsverfahren für die Orthopädietechnik auf der DMEA 2025
Im Rahmen der führenden europäischen Messe für Digital Health, der DMEA 2025 in Berlin, stellt die Hochschule Kaiserslautern ihr Teilprojekt im Rahmen des Forschungsprojekts HelpMeWalk vor. Der Fachbereich Informatik und Mikrosystemtechnik präsentiert unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Tronnier ein innovatives Verfahren zur digitalen Rekonstruktion anatomischer Formen, das die klassische Gipsabformung bei der Herstellung von Orthesen ersetzen soll.
Hintergrund: Warum HelpMeWalk notwendig ist
In orthopädischen Praxen und orthopädietechnischen Werkstätten gehört die Anfertigung von Orthesen – wie Knöchelorthesen oder individuellen Korsetts – zum Alltag. Bis heute ist der erste Schritt auf dem Weg zur maßgefertigten Orthese jedoch analog, unpräzise und aufwendig: Eine Gipsabformung wird erstellt, während der Techniker den betroffenen Körperteil manuell in die gewünschte Korrekturhaltung bringt. Doch genau diese manuelle Korrektur macht den Einsatz moderner 3D-Scanner nahezu unmöglich – die Zielgeometrie ist durch die Hände des Technikers verdeckt.
Die Folge: Der Herstellungsprozess ist fehleranfällig, teuer und zeitintensiv. Oft sind mehrere Korrekturdurchläufe notwendig, bis die Orthese tatsächlich passt und vom Patienten akzeptiert wird. In einem Zeitalter, in dem CAD-gestützte Verfahren und 3D-Druck längst verfügbar sind, besteht dringender Bedarf an einer digitalen Alternative zur Gipsabformung.
Die Lösung: Intelligente Sensorik trifft auf digitale Rekonstruktion
Das Projekt HelpMeWalk verfolgt genau dieses Ziel: die Entwicklung einer intelligenten Bandage, ausgestattet mit hunderten Sensoren, die während der manuellen Korrektur eine digitale Punktwolke des Körperteils erzeugen. Diese Bandage nutzt physikalische Prinzipien wie Magnetfeldmessung, um millimetergenaue Daten auch dann zu liefern, wenn der Techniker gleichzeitig korrigierend eingreift.
Die große Herausforderung liegt in der hochaufgelösten digitalen Rekonstruktion dieser Daten – eine Aufgabe, die an der Hochschule Kaiserslautern mit modernsten Methoden aus der Bildverarbeitung, 3D-Rekonstruktion und Mikrosystemtechnik bearbeitet wird.

Beitrag der Hochschule Kaiserslautern
Die Hochschule Kaiserslautern bringt ihre Kompetenzen im Bereich Computer Vision, inverse Modellierung und Sensordatenauswertung in das Projekt ein. Unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Tronnier, Experte für optische Systeme und Sensordatenerfassung, arbeitet das Team an einem Software-Framework, das aus der Punktwolke der Sensorbandage eine vollständige, digital nutzbare Repräsentation des Körperteils erzeugt.
Diese Rekonstruktion wird im Anschluss für die Konstruktion der Orthese genutzt – schnell, präzise und vollständig digital. Die gesamte Produktionskette – von der Vermessung bis zum 3D-Druck – wird damit ohne den Umweg über analoge Verfahren realisierbar.
DMEA 2025: Vorstellung am Gemeinschaftsstand des VDE
Die Ergebnisse dieses Projekts werden erstmals einem breiten Fachpublikum auf der DMEA 2025 in Berlin vorgestellt. Am Gemeinschaftsstand des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.) präsentiert Prof. Tronnier gemeinsam mit seinem Team Prototypen der Rekonstruktionssoftware.
Besucherinnen und Besucher der Messe erhalten die Möglichkeit, sich über die technischen und klinischen Vorteile zu informieren. Insbesondere Fachpublikum aus Medizintechnik, Orthopädietechnik, Rehabilitation und Digitalisierung im Gesundheitswesen wird angesprochen.
Ein Gewinn für Patienten, Fachkräfte und das Gesundheitssystem
Das Ziel ist klar: schneller, präziser, digitaler – und letztlich günstiger. Die neuartige Bildgebung reduziert die Fehlerquote bei der Orthesenherstellung, steigert den Tragekomfort durch passgenauere Formen und verringert die Zahl nötiger Nachkorrekturen. Dies ist nicht nur ein Fortschritt für Patienten mit Mobilitätseinschränkungen, sondern auch ein Beitrag zur Effizienzsteigerung im Gesundheitssystem.
Mit HelpMeWalk wird ein technologischer Schritt vollzogen, der den Gipsabdruck schon bald zu einem Relikt der Vergangenheit machen könnte.
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